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Pressemitteilung - Fachberatungsstellen stellen klar: "Unsere Zitate wurden aus dem Zusammenhang gerissen."

Pressemitteilung

Fachberatungsstellen stellen klar: "Unsere Zitate wurden aus dem Zusammenhang gerissen."

Berlin/Saarbrücken, den 31.05.21

Die Fachberatungsstellen Aldona e.V. und Hydra e.V. distanzieren sich vom ARD-Radiofeature "Licht aus im Bordell" von M. Weisfeld, das in der ARD Audiothek am 26.5.21 veröffentlicht wurde. Scharf kritisieren sie den Umgang des Journalisten mit den zwischen Ende 2019 und Anfang 2020 aufgenommenen O-Tönen von Mitarbeiterinnen der Beratungsstellen: "Ich habe Herrn Weisfeld deutlich gesagt, dass er kein Zitat von mir ohne meine Zustimmung veröffentlichen darf. Er hat es trotzdem getan." sagt Petra Kolb, Sozialpädagogin und langjährige Mitarbeiterin von Hydra e.V., Treffpunkt und Beratungsstelle zu Sexarbeit und Prostitution in Berlin. "Aus dem vielfältigen Beratungs- und Unterstützungsangebot von Hydra e.V. erwähnt Weisfeld bewusst nur die Orientierungsberatung, um die Fachberatungsstelle einseitig darzustellen und Zweifel an ihrer Finanzierung durch öffentliche Gelder zu schüren."

Sabrina Burkhart von Aldona e.V., in Saarbrücken, betont: "Mein Zitat wurde aus dem Zusammenhang gerissen. Die Tatsache, dass der Verein, neben der Beratungsstelle für Prostituierte, auch die Beratungsstelle für Opfer von Menschenhandel beherbergt, wurde unterschlagen. In diesem Zusammenhang fehlt ebenso die doch so wichtige Einlassung, dass eine Differenzierung zwischen Sexarbeit und Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung stattfinden muss. Weisfeld hat diese Informationen ohne mein Wissen rausgeschnitten und so meine Aussage verfremdet. Außerdem vermittelt der Beitrag den Eindruck, die Beratungsstelle leiste keine Umstiegshilfe, dabei ist dies ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit. Seit über 30 Jahren unterstützen wir erfolgreich Frauen, die sich beruflich neu orientieren möchten - ganz abseits von einem missionarischen Auftrag."

Nicht nur Michael Weisfelds Umgang mit O-Tönen wirft Fragen auf. "Der Beitrag "Licht aus im Bordell" macht alle Prostituierten zu Opfern und leistet Klischees undifferenziert Vorschub." so Ruby Rebelde, Vorständin von Hydra e.V. "Sexarbeiter*innen haben Rechte, und dafür setzen sich Fachberatungsstellen wie Aldona und Hydra mit großer Kompetenz ein. Weisfeld stigmatisiert Sexarbeitende, und empört sich moralisch unisono mit einer politischen Bewegung, die eine Welt ohne Prostitution erschaffen will, ohne sich im Geringsten um soziale Realitäten zu kümmern, geschweige denn die Konsequenzen einer solchen Forderung zu bedenken."

Die Beratungsstelle Hydra blickt mittlerweile auf über 40 Jahre Expertise in der Beratung Sexarbeitender zurück, Projektleitung Sarah Stöckigt: "Gegen Zwang und Ausbeutung hilft nur, die Betroffenen bestmöglich in der Kenntnis und Wahrnehmung ihrer Rechte zu unterstützen. Stigmatisierung und weitere Kriminalisierung durch z.B. eine Freierbestrafung (sog. "Sexkaufverbot"), sorgen nur für eine stärkere Verschiebung ins Dunkelfeld."

Beide Fachberatungsstellen appellieren an Redaktionen und Journalist*innen das Bild von Sexarbeit in der Gesellschaft durch fundierte Informationen zu entstigmatisieren. Einseitige und stereotype Beiträge, wie der von Weisfeld, richten großen Schaden an.

Für Rückfragen:

Ruby Rebelde
Ansprechpartnerin für Presse- und Medienanfragen
Mobil: 0151-62405278
presse@hydra-berlin.de

► Pressemitteilung zum Download als pdf

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