Das erste Hydra-Plakat

„Das Motiv zu diesem Plakat fanden wir im Ullstein-Archiv und es erschien uns als besonders gut geeignet für die geplante Aids-Kampagne. Mitte der 80er Jahre hielt man die Schwulen und als nächstes die Sexarbeiterinnen für Risikogruppen. Aber wie sollte das Virus von den Schwulen auf Sexarbeiterinnen übertragen werden? Wer war das Zwischenglied? Einen möglichen Übertragungsweg deutet dieses Plakat an. Zu sehen ist ein Mann, der mit (s)einer Frau spazieren geht und sich neugierig zu einer Prostituierten umdreht, die an einer Litfaßsäule steht. Vielleicht ist er es, der auch Kontakte zu schwulen Männern hat und bei einer Infektion das Virus nicht nur als Freier zur Prostituierten sondern auch zu seiner Frau trägt, wobei die letztere noch völlig ahnungslos scheint, da sie nichts mitbekommt vom Kontakt zwischen ihrem Mann und der Prostituierten. Die Botschaft des Plakats ist darum: Kondome schützen.
Es war 1987 nicht leicht, für ein Plakat mit dieser Botschaft Senatsmittel zu bekommen. In allen Kampagnen hieß es, man solle sich vor Aids schützen, aber wie, wurde nicht gesagt. Es war ordinär, über Kondome zu sprechen. Aber die Hydra-Frauen setzten sich durch. Das Plakat wurde in DIN A2-Größe gedruckt, so dass es in die Bilderrahmen der U-Bahn passte und fuhr dann mehrere Monate durch Berlin, und bekam nicht nur viel Aufmerksamkeit, sondern es kam auch zu etwas Ruhm, weil es zu einem Motiv in dem sehr erfolgreichen Film „Linie 1“ wurde.
Auch dem Berliner Umzugsunternehmer Klaus Zapf gefiel dieses Plakat, und er war der Meinung, Hydra sollte nicht nur in der U-Bahn Aufklärung betreiben, sondern auch draußen in der Öffentlichkeit und spendete uns 20.000 DM für eine neue Kampagne.“ – Erinnerung eines Hydra-Mitglieds