Bockschein-Aktion 1989

"1989 verschickten wir 2000 Briefe mit einem Bockschein (analog zum Gesundheitsausweis der Sexarbeiterinnen) an potentielle Freier und stellten am 2. Juni auf dem Grünstreifen an der Urania gegenüber vom Gebäude des damaligen Gesundheitssenats ein großes Zelt auf und spielten darin „Gesundheitsamt für Männer“. Die Aktion richtete sich nur vordergründig an die Freier. Tatsächlich ging es uns um die Kritik an dem Gesetz zur Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten, wonach die Sexarbeiterinnen gezwungen waren, sich regelmäßig zwangsberaten und untersuchen zu lassen - und nur sie.

Wie kommt frau an 2000 Namen von Männern und verschickt diese Briefe in Zeiten ohne Internet ohne große Kosten? Auch ohne Internet kam frau damals an die Listen sämtlicher Mitarbeiter*innen einschließlich Zimmernummer in den Berliner Verwaltungen, und an die Männer adressierten wir unsere Briefe und gaben sie unten beim Pförtner der Verwaltungen für Gesundheit, Finanzen, Wirtschaft etc. ab. Einige dieser Männer empörten sich so sehr, dass der Leiter unserer Zuwendungsstelle beim Senat gezwungen war, eine Stellungnahme zu schreiben, in der uns allerdings bescheinigt wurde, dass "es aus fachlicher Sicht keine inhaltlichen Gründe gegen diese Aktion" gibt." - Erinnerungen eines Hydra-Mitglieds

"Besondere Kreativität war schon immer ein Merkmal von HYDRA-Aktionen." (aus der internen Stellungnahme des Senats, Mai 1989)