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Redebeitrag 8. März 2023

Kriminalisierung und Stigmatisierung von Sexarbeiter*innen führt dazu, dass gesellschaftliche Missstände in der Sexarbeit deutlicher sichtbar werden.

Wenn wir in einer Welt leben würden, wo Sexarbeit nicht kriminalisiert, sondern entkriminalisiert werden würde, könnten sich Arbeitende viel eher vor Gewalt schützen und Gerechtigkeit einfordern.

Entkriminalisierung bedeutet,
- dass Polizeigewalt gegen Sexarbeitenden reduziert werden würde, die momentan wie überall keine Konsequenzen fürchten
- dass Gewalt von Klient*innen vermindert werden würde
- dass Sexarbeitende mehr Acht auf ihre Gesundheit geben könnten
- dass Die Community mehr zusammen kommen würde, aufgrund von mehr Schutzräumen
- dass race und gender-bezogene Ungerechtigkeiten im System verändert werden würde
- wahre sexuelle Selbstbestimmung

Denn derzeit wird das Thema Sexarbeit nicht selbstbestimmt thematisiert, sondern vor allem stigmatisiert. Insbesondere der Blick auf BIPoC- und trans*-Körper hat eine lange Geschichte von Race- und Gender-Gewalt über Versklavung, Kolonalisierung und rassistischen/transfeindlichen Gesetzgebungen hinweg.

Entstanden sind Stereotypisierungen über Nicht-Weiße, femme und trans*-Körper, die vor allem in der Anti-Sexarbeits-Arbeit und Anti-Menschenhandel-Arbeit in einen Topf geworfen werden, bestärkt und moralisiert werden. Anti-Sexarbeits-Feminismus verspricht eine einfach Lösung durch Kriminalisierung unserer Kunden, aber verschweigt, dass in allen Ländern mit Kundenbestrafung auch massive Kriminalisierung von Sexarbeiter*innen stattfindet. Wir nennen das "Carceral Feminism oder Strafrechtsfeminismus".

"Carceral Feminism" glaubt naiverweise komplexe gesellschaftliche Herausforderungen durch Strafrecht und Gefängnisstrafen beheben zu können. Aber Strafrecht hieße, dass Schwarze Sexarbeiter*innen, Sexarbeiter*innen of Colour, trans*Kolleg*innen, Sexarbeitende auf der Straße, Sexarbeiter*innen ohne sicheren Aufenthaltsstatus unschuldigerweise noch mehr von Polizei- und Strafverfolgung gegängelt wären. Anstatt zu bestrafen und zu beschämen, sollten Nicht-Sexarbeitende zuhören, (Über-)Lebensentscheidungen respektieren und es in ihren anti-kolonialen, anti-imperialen, feministischen Kämpfen mit aufnehmen, denn verbinden tun diese Kämpfe all das: die Sichtbarmachung, Anerkennung und Ermächtigung von an-den-Rand-Getriebenen.

Sexarbeiter*innen brauchen eure Solidarität: Widersprecht in euren Zirkeln Strafrechts-Feminismen, wie Forderungen nach Freierbestrafung!

Sexarbeiter*innen brauchen eure Solidarität: Seid an unserer Seite und tretet ein für Entkriminalisierung von Sexarbeit!